#Plastikfasten Woche 4: Leben ohne Müll?

Nun sind wir schon in der vierten #Plastikfasten-Woche angekommen. Der heutige Beitrag ist für Fortgeschrittene, es geht nämlich nicht nur um Plastik, sondern um Müllvermeidung allgemein. Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Zero Waste“? Ist „null Müll“, also gar keinen Müll mehr zu produzieren, nicht total unrealistisch und müsste es nicht daher „Less Waste“, also „weniger Müll“ heißen?

Die Idee aus den USA: Ein Haus ohne Müll

Im letzten Jahr haben wir die Bloggerin Bea Johnson nach Frankfurt eingeladen. Sie hat einen Vortrag über ihr „Zero Waste Home“, also ihr müllfreies Zuhause gehalten. Bea Johnson ist nicht die erste, die sich mit dem Thema Müllvermeidung befasst, aber sie hat es auf eine beeindruckende Weise geschafft, ihre Botschaft um die Welt zu verteilen. Und zwar, weil sie selbst mit ihrer vierköpfigen Familie komplett müllfrei lebt (in den USA!) und das ohne Verzicht. Am Ende eines Jahres fällt bei ihr nur ein einziges Glas Restmüll an. Wie sie das macht? Sie beherzigt in ihrem Alltag 5 einfache Grundsätze.

Refuse (engl. ablehnen): Nein sagen und Müll vermeiden

Hier geht es um Bewusstsein dafür, welche Dinge wir wirklich brauchen. Zum Beispiel wenn wir ein Werbegeschenk bekommen: Brauche ich dieses USB-Radio aus Plastik wirklich oder nehme ich es nur, weil es kostenlos ist? Wer höflich „Nein“ sagt, sammelt nicht nur weniger Zeug an, sondern bringt auch die andere Seite zum Umdenken.

Reduzieren

Viele Dinge sammeln sich zu Hause an, ohne dass wir sie wirklich benutzen. Brauche ich wirklich fünf Töpfe, wenn es nur vier Herdplatten gibt? Brauche ich wirklich zehn Blusen, wenn die Arbeitswoche nur fünf Tage hat? Wer ausmistet, weiß die einzelnen Teile mehr zu schätzen. Wer gebrauchte Sachen weitergibt (z. B. über ebay Kleinanzeigen, Kleiderkreisel, Shpock oder nebenan.de) macht anderen eine Freude. Und tut sich selbst einen Gefallen: Wer weniger Zeug hat, muss beim nächsten Umzug weniger tragen, weniger aufräumen, Staub wischen und hat mehr Zeit für die wirklich wichtigen Sachen.

Reuse (engl. wiederverwenden): Mehrweglösungen finden

Mehrweg statt Einweg! Dieses Motto lässt sich fast überall anwenden: auf Trinkflaschen, Einkaufsbeutel, Kaffeebecher usw. (mehr dazu in unseren #Plastikfasten-Tipps weiter unten). Langfristig spart man durch Mehrweg-Lösungen auch noch Geld. Ebenso wichtig ist der Kreislauf von Geräten und anderen Haushaltsdingen: alte Bettlaken als Putzlappen zu benutzen zum Beispiel. Oder Möbel anzuschaffen, die sich, wenn sie abgenutzt sind, wieder in ihre Einzelbestandteile zerlegen lassen. Welche Initiativen es dazu schon in Frankfurt gibt, könnt ihr am Dienstag beim Circular Economy Mapping Event in Bockenheim erfahren.

Recyceln

Recycling hat in Deutschland ein ziemlich gutes Image, die meisten Haushalte trennen ihren Müll. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, weil die Wertstoffe aus dem gelben Sack theoretisch recycelt werden können. Die Probleme damit: Um wieder Plastik zu gewinnen, aus dem neue Produkte entstehen können, wird sehr viel Energie verbraucht. Wenn die Recyclinganlagen in Frankfurt nicht ausreichen, muss der Müll über weite Strecken transportiert werden oder er wird verbrannt. Dadurch entsteht zwar Heizwärme für unsere Stadt, aber auch jede Menge Abgase. Um die Umwelt zu schonen, sollten wir also recyceln, wo es nicht anders geht, aber grundsätzlich noch besser Müll gar nicht erst entstehen lassen.

Rot (engl. verrotten): Kompostieren

Viele Reste, die im Haushalt anfallen, müssen gar nicht in den Restmüll (der verbrannt wird), sondern können in die Biotonne oder auf den hauseigenen Kompost (wo sie auf natürliche Weise verrotten). Es macht keinen Sinn, die Müllhalden mit organischen Resten noch mehr zu belasten, wenn diese einfach kompostiert werden können. Wer viel frisch kocht und lose einkauft, kann so seinen Restmüll extrem reduzieren.

Fazit: Wer diese fünf Grundsätze beherzigt, kann sehr ressourcenschonend Leben.

„Zero Waste“ steht dabei für das Ziel, das wir uns setzen (nicht für den Ist-Zustand). Das heißt, selbst wenn wir jeden der fünf Grundsätze nur in einigen Lebensbereichen beherzigen, kommen wir insgesamt schon weiter. Stellt euch mal vor, alle Menschen in Deutschland würden nur noch Leitungswasser statt Flaschenwasser trinken! Das wäre ein riesiger Effekt! In diesem Sinne verfolgen wir mit euch weiter unser Zero-Waste-Ziel: #Plastikfrei bin ich dabei! Danke für eure tollen Fasten-Tipps auf Facebook und Instagram – wir haben viel gelernt. Jetzt heißt es: Dranbleiben!


Zusammenfassung dieser #Plastikfasten-Woche

Montag: Windeln

#Plastikfasten mit Babies: Wusstet ihr, dass ein Kind durchschnittlich über 5.000 (Einweg-)Windeln verbraucht?! Habt ihr Erfahrung mit Stoffwindeln? Die gibt es mittlerweile in so guter Qualität, dass sie lange halten und auch secondhand günstig zu bekommen sind. Und Stoffwindeln wurden von Designern entdeckt und sind jetzt knallbunt! Endlich ohne Öko-Image. Für unterwegs oder zur Aufbewahrung im Windeleimer gibt es die sogenannten Wetbags, die sich dicht verschließen lassen und ebenfalls waschbar sind.

Herkömmliche Einweg-Windeln haben einen großen Plastikanteil und können Allergien oder Hautreizungen auslösen (mal abgesehen von dem Müllberg und den Kosten). Einweg-Windeln gibt es auch als Öko-Variante aus Bioplastik und FSC-zertifiziertem Zellstoff. Wir haben hier in Frankfurt leider nicht wirklich geeignete Recycling-Anlagen für Bioplastik, aber gesundheitliche Gründe sprechen zumindest für diese Alternative. Oder eben Mehrweg statt Einweg.

Dienstag: Stoffverpackung / Furoshiki

#Plastikfasten ist Kunst! Unser heutiger Tipp ist ziemlich kostenlos, denn alles was ihr braucht sind Geschirrtücher oder Stoffe, evtl. auch ein altes Laken. Statt Geschenkpapier / Alufolie / Plastiktüte wird einfach alles in Stoff gewickelt. In Japan gibt es dafür sogar eine spezielle Falttechnik: Furoshiki. Wir nennen es einfach Picknickbeutel, denn besonders gut lässt sich die Brotzeit darin verpacken. Einfach ein Sandwich auf der linken Seite, Apfel auf der rechten Seite auf ein Tuch legen, einrollen, in der Mitte falten und oben zuknoten – fertig ist der müllfreie Beutel. Das hält übrigens so gut, dass es sogar bei Weinflaschen funktioniert! Danke @morvens_handmades für den Tipp!

Mittwoch: Vorkochen / Mealprep

Aus der Kategorie *Internetrends die alltägliche Dinge hypen* kommt heute unser #Plastikfasten-Tipp: Mealprep oder auf Deutsch einfach vorkochen ;) Die Idee ist dahinter, dass ihr mit möglichst wenig Zeitaufwand so gesund und plastikfrei wie möglich durch die Woche kommt. Dafür werden am Wochenende ein großer Einkauf gemacht und dann immerhalb von 2-3 Stunden alle Gerichte gekocht und Lebensmittel so zubereitet und portioniert, dass ihr unter der Woche nur noch zugreifen müsst. So geratet ihr nicht in die Versuchung, zu Fastfood und Verpacktem zu greifen.

Donnerstag: Fermentieren

Kohl, Kimchi und Kefir: Heute empfehlen wir euch als #Plastikfasten-Tipp das Fermentieren – eine günstige, gesunde und plastikfreie Möglichkeit, Lebensmittel selbst herzustellen bzw. haltbar zu machen. Die durch Fermentation freigesetze Säure fördert die Bildung einer gesunden Darmflora.

Beispiel Kefir: Ihr besorgt euch einen Kefirpilz, gießt Milch dazu (geht auch pflanzliche) und lasst das ein paar Tage bei Zimmertemperatur stehen – fertig ist der Kefir. Der Kefirpilz kann danach wiederverwendet werden. Die Knolle wächst mit der Zeit und lässt sich dann gut teilen und an Freunde weitergeben.

Beispiel Wintergemüse: Kohl und Rote Beete könnt ihr leicht fermentieren – alles was ihr zusätzlich braucht ist ein Glas und Salz. Der Fermentationsprozess dauert ein paar Wochen, aber macht die Lebensmittel sehr schmackhaft und lange haltbar.

Freitag: Teelichter

Im Winter gemütlich: ein Teelicht im Fenster. Teelichter sind leider ein ziemliches Wegwerfgut: Sie werden in Plastikverpackung verkauft und die Aluschälchen landen nach kurzer Benutzung im Müll. Wir haben eine Alternative gefunden: lose Teelichter mit wiederverwendbaren Schälchen. Die bekommen wir palmölfrei aus Fulda geliefert. Findet ihr in unserem Online-Shop.

Noch ein #Plastikfasten-Tipp: Kerzen aus Wachsresten selber machen!

Samstag: Kleidung aus Naturstoffen / Waschsack

Samstag ist Waschtag? Wir wollten euch gerade empfehlen, weniger oft Wäsche zu waschen. Was das mit #Plastikfasten zu tun hat? Auch in unserer Kleidung ist Mikroplastik und zwar mehr als wir denken! Alle Teile, die synthetische Fasern enthalten, geben diese als Mikroplastik in der Waschmaschine in unser Abwasser und somit in die Ozeane ab. Mikroplastik ist nur sehr schwer zu filtern, daher sollten wir vermeiden, dass es überhaupt ins Wasser gelangt.

Deswegen: Besser keine synthetischen Fasern kaufen und auf 100% Baumwolle (Cotton) oder andere natürliche Stoffe wie planzliche Viskose umsteigen. Gerade bei Outdoor-Kleidung sind Kunststoffe häufig elementar. Daher empfehlen wir, auch die weniger zu waschen und wenn dann im Guppy-Bag (siehe Fotos). Das ist ein Waschsack, der Mikroplastik filtert. Er ist nach einer Fischart benannt – denn Fische leiden am Meisten unter Mikroplastik.